Energie-Indikatorenvergleich 2017 Friedrichshafen, Ravensburg, Bad Waldsee, Biberach, Ulm der Energieagentur Ravensburg
Stellungnahme zum Bericht in der Schwäbischen Zeitung – kürzlich: „ Bad Waldsee hat den geringsten CO2-Ausstoß pro Kopf in der Region“.
Der Bericht bezieht sich auf die von der Energieagentur Ravensburg erhobenen Daten im Heft „ Der European Energy Award ( eea) – Indikatorenvergleich 2017 Friedrichshafen, Ravensburg, Bad Waldsee, Biberach, Ulm (BAINDER, T., GÖPPEL, W. & STOTTELE, T. (2018):Der European Energy Award (eea) Indikatorenvergleich 2017 – Friedrichshafen – Ravensburg – Bad Waldsee – Biberach – Ulm. Ausgabe Friedrichshafen. Schriftenreihe Umwelt Band 9. Hrsg. Stadt Friedrichshafen, Amt für Bürgerservice, Sicherheit und Umwelt, Abteilung Umwelt und Naturschutz. Postfach 2440, 88014 Friedrichshafen. 80 S., Abb., Tab. u. Fotos); https://www.energieagentur-ravensburg.de/fileadmin/redakteur/bilder/eea/SV_2018_V_00041_Anlage_2_eea-Indikatorenbericht-Stand-04-05-2018-Druckfassung.pdf
Die Überschrift des Artikels täuscht über die wahren Gegebenheiten hinweg. In der zusammenfassenden Bewertung stellt die Energieagentur fest (Zitat): „Betrachtet man den eea-Gesamtzielerreichungsgrad der fünf Städte (…), dann haben alle Städte in der Summe hervorragende Ergebnisse erzielt. In fast allen Handlungsfeldern (HF) liegen die Städte im grünen Bereich. Mit Zielerreichungsgraden zwischen 65 und 86%, in einzelnen HF gar bis 93%, sind alle auf dem richtigen Weg.
Allerdings dürfen wir uns von diesen Zahlen nicht blenden lassen. Bei näherem Blick auf die in Tabelle 5 zusammengestellten Ergebnisse stellt sich die Lage erst mal ganz anders da. Bei vielen Indikatoren zeigen die roten Farben, dass bei Schlüsselaufgaben der kommunalen Energie- und Klimaschutzpolitik noch erheblicher Handlungsbedarf besteht!“
Es besteht bei der kommunalen Energie- und Klimaschutzpolitik erheblicher Handlungsbedarf!
Im Weiteren beziehe ich mich besonders auf Bad Waldsee, einer Kommune unseres Energiebündnisses:
- Der pro-Kopf CO2-Ausstoß ist in Bad Waldsee mit 7 t/Jahr im Vergleich der fünf Städte am niedrigsten und auch bei Einrechnung der Industrie gleich hoch. In FN mit 5 t/Jahr ohne Industrie allerdings deutlich besser.
- Der Anteil lokaler Produktion von erneuerbarem Strom am gesamten Stromverbrauch (inkl. Industrie) im Stadtgebiet ist mit 29% gut. Sehr gut der bisherige Anteil an Kraft-Wärmekopplung. Vermutlich wegen der vielen Biogasanlagen und der KWK-Anlagen in den Bädern.
- Beim Verbrauch von Wärme bezogen auf die Fläche der kommunalen Gebäude in Kilowattstunden pro Quadratmeter (kWh/m2) schneidet Bad Waldsee mit Abstand am schlechtesten ab. Ebenso mit großem Abstand am schlechtesten bei den Radwegen, der Auslastung des ÖPNV und der Kostendeckung des Stadtverkehrs, die gerade mal 9% beträgt. Auch bei der Straßenbeleuchtung ist Bad Waldsee auf dem letzten Platz.
Lesenswert im Bericht sind die Punkte 3. – 5. : „3. die wichtigsten Ergebnisse nach Handlungsfeldern“, „4. Prioritäre Maßnahmen für effiziente Lösungen“ und „5. EEA-Indikatoren im Einzelnen“.
In der Zusammenfassung mit besonderem Bezug auf Bad Waldsee:
- Die Erreichung der Handlungsziele des EEA ist ein Momentanziel das nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass wir noch weit vom Erreichungsziel einer nachhaltigen Stadt entfernt sind.
- Der Nachhaltigkeitsstatus zeigt 7 t/Jahr pro-Kopf CO2-Ausstoß in Bad Waldsee an. Das ist das Siebenfache des nachhaltigen 2000-Watt-Ziels (siehe Bericht S. 15 bzw. 2000watt.ch).
- Besonderer Handlungsbedarf besteht bei der regenerativen Abdeckung des Wärme- und Strombedarfs kommunaler Gebäude, sowie der regenerativen Abdeckung des Wärmebedarf im gesamten Stadtgebiet.
- Besonders hoher Handlungsbedarf besteht beim öffentlichen Verkehr und den Radwegen.
Die zitierte Schrift sei allen Bürgern und besonders den kommunal Verantwortlichen dringend empfohlen.
Wiederholtes Abschlusszitat (aus S. 15 3. )
„Bei vielen Indikatoren zeigen die roten Farben, dass bei Schlüsselaufgaben der kommunalen Energie- und Klimaschutzpolitik noch erheblicher Handlungsbedarf besteht! Wie soll es denn auch anders sein? Wir leben in Deutschland nach wie vor in einer 6000-Watt-Gesellschaft und sind von unseren Zielen, die CO2-Emissionen um 80% zu reduzieren, noch weit entfernt. Um dahin zu kommen, sollten wir den Status einer 2000-Watt-Gesellschaft erreichen. Denn nur so wird es möglich sein, die Klimaerwärmung auf ein erträgliches Maß zu begrenzen. Dies ist auch Inhalt aller europäischen Klimaschutzvereinbarungen. Dazu müssen wir unser Energiesystem und unser Mobilitätsverhalten grundlegend umbauen. Dies wird nur gelingen, wenn wir alle Akteure und die Bevölkerung in der Kommune dazu motivieren aktiv am Klima- und Umweltschutz mitzuarbeiten“
Zuammengestellt:
Dr. Ulrich Walz, Bad Wurzach 12.1.2020
Weiterer Text: Die 2000-Watt-Gesellschaft
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